Der entscheidende Schritt
Nach der Geburt in dieses irdische Leben ist das Sterben und der Tod der zweite entscheidende Schritt, der uns, nach unserer christlichen Hoffnung, eine völlig neue Heimat eröffnet. Jesus Christus hat selbst von den „ewigen Wohnungen“ gesprochen, die seine Jüngerinnen und Jünger erwarten. Er selbst hat mit seinem Reden und Tun Zeugnis abgelegt von Gott, der den Menschen und das Leben liebt. Das Leben ist ein „Hinwachsen zu Gott“, vor dem wir alle einmal stehen werden.
Eine ernste Erkrankung, Schicksalsschläge, ein Unfall oder auch die Phase des Sterbens sind Einschnitte im Leben, die Betroffene oder Angehörige plötzlich daran erinnern, dass die Frage nach dem „Wohin“ eigentlich die entscheidende Frage unseres Lebens ist.
So macht es auch Sinn, Sterben und Tod in den Blick zu nehmen und den Wechsel von dieser irdischen Zeit zur Ewigkeit bewusst zu gestalten. Das kann Ängste nehmen und Vertrauen wecken in das für alle Unbekannte, das Sterben und Tod für uns bedeuten.
Diese kleine Handreichung möchte für diesen Weg ein kompakter Wegweiser sein.
Wenn Sie weitere Fragen haben oder Hilfe benötigen, wenden Sie sich einfach an andere Menschen der Gemeinde, die gewisse Erfahrungen mitbringen oder an die Mitglieder des Pastoralteams der Seelsorgeeinheit.
Krankensalbung
In unserer Kirch es gibt es einen guten Brauch: Die Krankensalbung.
„Ist einer von euch krank, dann rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich. Sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben.“ So können wir es im Neuen Testament im Jakobusbrief lesen.
Öl und ölhaltige Medikamente, Salben … sind bis heute ein Heilmittel. Daran erinnert die Salbung des Kranken. Sie soll ihm Mut, Kraft und Hoffnung schenken und möchte helfen, im Schicksal der Krankheit und im Sterben kein gottfernes Unheil zu sehen. Denn auch in dieser Situation ist Christus mit dem Menschen unterwegs auf seinem Lebensweg, der immer ein Weg zu Gott ist.
Die Salbung mit Öl läßt aber auch an die Salbung der Könige, Propheten und Priester im Alten Bund denken. Dabei ist sie ein Zeichen der Auserwählung und Zusage besonderer Würde. Noch heute werden Gläubige bei der Taufe und der Firmung gesalbt. So kann die Krankensalbung zusammen mit dem Gebet gerade dann das Vertrauen in Gottes gute Hand stärken, wenn die Krankheit am Selbstbewusstsein nagt und Zweifel und Mutlosigkeit aufkommen lässt.
Auch ein kranker Mensch hat eine unveräußerliche Würde, die ihm im Zeichen der Salbung von Gott zugesprochen wird.
Eine „letzte Ölung“ gibt es nicht. Sie hat sich im Mittelalter durch eine Fehlentwicklung aus der Krankensalbung heraus in der Kirche eingeschlichen.
Wegzehrung
Die eucharistische Gabe ()“Kommunion“) ist die Stärkung für den Lebensweg wie auch für den Weg durch Sterben und Tod.
Diese „Wegzehrung“ setzt voraus, dass der Kranke noch Nahrung zu sich nehmen kann. So ist die Wegzehrung in der Regel auch kein Sakrament für die „letzte Stunde“.
Natürlich kann auch einem Sterbenden noch das tröstende Sakrament der Krankensalbung gespendet werden – dieses Zeichen und das Gebet mag ihm Ruhe und Gewissheit schenken.
Wenn Sie Angehörige im Krankenhaus haben, denen eine Krankensalbung Ihrer Meinung nach gut tun würde, sprechen Sie dies am besten mit dem Kranken selbst und dem Krankenhausseelsorger rechtzeitig ab.
Begleitung in der Sterbestunde
Einem sterbenden Menschen beizustehen ist erste Aufgabe der Angehörigen.
In dieser entscheidenden Stunde einem Menschen Nähe zu schenken, mit ihm zu sprechen, ihm zu danken für das, was man miteinander leben und erleben durfte, mit ihm zu beten, ihm aus der Bibel vorzulesen – das alles kann helfen, das irdische Leben abzuschließen und sich zu öffnen der bevorstehenden größeren Wirklichkeit.
Das Gehör des Menschen scheint das Organ zu sein, das noch am längsten seine Funktion aufrechterhalten kann. Auch wenn der Atem aussetzt und das Herz nicht mehr schlägt, ist nicht gesagt, dass der Mensch von einem Augenblick auf den anderen nichts mehr „mitbekommt“. So ist es sicher nicht falsch, beim Sterbenden noch eine gewisse Zeit zu verweilen, mit ihm zu sprechen (niemals „über“ ihn!) oder auch zu beten.
Das gleiche gilt für Menschen, die aufgrund ihrer Krankheit, wie manchmal gesagt wird, „nichts mehr mitbekommen“. Es ist immer angebracht, zu einem Kranken oder Sterbenden zu sprechen, auch wenn er keine äußerlich feststellbaren Reaktionen zeigt, als über ihn.
Totenwache
Wenn der Angehörige gestorben ist, muß „unverzüglich“ (Bestattungsgesetz) der Arzt verständigt werden. Dieser stellt den Totenschein aus.
Nach der Feststellung des Todes wird man sich in der Regel an ein Bestattungsinstitut wenden. (Aber man kann, wenn man es sich zutraut, den verstorbenen Angehörigen selbst für die Bestattung vorbereiten und die Formalitäten erledigen.)
Unbekannt ist weitgehend, dass der Tote nicht unmittelbar aus dem Haus gebracht werden muss. Früher hat man den Gestorbenen zu Hause aufgebahrt, damit die Verwandten und Nachbarn Abschied nehmen konnten. Das Bestattungsgesetz schreibt nur vor, dass der Tote „binnen 36 Stunden“ in die öffentliche Leichenhalle gebracht werden muss.
Eine Art Totenwache kann eine hilfreiche Weise des Verweilens beim Verstorbenen sein. Man kann dabei schweigen, sich gegenseitig Geschichten aus dem Leben des Verstorbenen erzählen oder auch aus der Bibel oder aus dem Gotteslob Psalmen beten.
Wenn Sie erwägen, den Verstorbenen noch etwas länger bei sich zu Hause aufzubahren, nehmen Sie unbedingt Kontakt mit einem Bestattungsinstitut auf, das die Umstände mit Ihnen abklären kann.
Die Vorbereitung auf den Tod…
… ist das Leben selbst. Das Angebot der Kirchen ist kein Selbstzweck: Gottesdienste mit dem biblischen Wort und seiner Auslegung, besonders die Eucharistiefeier, die Tod und Auferstehung Jesu in den Blick nimmt und feiert, aber auch die weiteren Sakramente, möchten helfen, über den Sinn des Lebens und sein Ziel nachzudenken. Das ist die beste Möglichkeit, nach und nach zu verinnerlichen, dass das Leben größer ist, als es unsere irdischen Sinne erfassen können. So kann sich die unwillkürliche Angst vor dem Tod in ein Vertrauen wandeln, in Gottes Hand gerade dann geborgen zu sein, wenn die eigenen Kräfte schwinden.
Die Bestattung
Wenn eine konfessionelle Erdbestattung bzw. eine Feier zur Verabschiedung vor der Einäscherung gewünscht wird, wird das beauftragte Bestattungsinstitut Kontakt mit dem Pfarramt aufnehmen, um Termine zu klären.
Freilich ist es auch möglich, wenn eine Feuerbestattung vorgesehen ist, erst dann eine kirchliche Feier zur Verabschiedung zu halten, wenn die Urne beigesetzt wird. Das können Sie selbst entscheiden. Beachten Sie bitte, dass es von der Kirchengemeinde aus in aller Regel nur eine kirchliche Verabschiedungsfeier gibt: entweder anlässlich der Erdbestattung oder zur Einäscherung oder bei der Urnenbeisetzung.
Für eine spätere Urnenbeisetzung nach einer kirchlichen Verabschiedungsfeier zur Einäscherung erhalten die Angehörigen von uns auf Wunsch eine Gestaltungshilfe.
Die kirchliche Abschiedsfeier wird mit der Seelsorgerin, dem Seelsorger, der dafür zuständig ist, mit Ihnen zusammen vorbereitet. Bringen Sie dabei offen Ihre Erfahrungen und Vorstellungen ein. Eine besondere Bedeutung bei der Gestaltung kommt dem Ausdruck unserer christlichen Hoffnung zu. Sie wird bei der Suche nach Texten und Liedern eine hervorragende Rolle spielen.
Die liturgische Begleitung der Abschiedsfeier geschieht bei uns durch hauptberufliche und für diese Situation besonders ausgebildete pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die vom Bischof für diesen Dienst eigens beauftragt sind.
Anonyme Beisetzung?
Immer wieder wünschen Menschen, dass sie anonym beigesetzt werden. Natürlich ist jeder frei, die Form der Bestattung selbst zu wählen und zu Lebzeiten festzulegen.
Ein Kreuz oder ein Grabstein mit dem Namen des Verstorbenen ist aber ein eindrucksvolles und letztes, oft einziges Zeugnis des Lebens eines Menschen für eine gewisse Zeit. Schon manch einem (vielleicht weit entfernten) Angehörigen ist es ein Trost geworden, das Grab eines verschollen geglaubten Verstorbenen gefunden zu haben.
Wenn Sie sich mit dem Gedanken tragen, sich anonym beisetzen zu lassen, sollten Sie sich fragen, was diesen Wunsch hervorgebracht hat. Ist es die ungesicherte Grabpflege oder ihre Kosten, die Sie niemandem aufbürden wollen? Möglichkeiten, so eine Kostenübernahme schon zu Lebzeiten zu regeln, kann sicher das Bestattungsinstitut vorschlagen. Auch ist es möglich, mit dem Pfarramt Kontakt aufzunehmen. Es kann vielleicht helfen, die Grabpflege gegen einen kleinen Kostenersatz über freiwillig Tätige in der Gemeinde zu arrangieren. Zudem gibt es Sterbegeldversicherungen oder Sterbekassen, die helfen können, Kosten zu decken.
Die Ulmer Friedhofsverwaltung ist derzeit auch dabei, auf ihren Friedhöfen Grabanlagen für Urnengräber zu schaffen, die keinerlei Pflege bedürfen, auf einer Stele jedoch die Namen mit Geburts- und Sterbedatum der an dieser Stelle Bestatteten tragen. Fragen Sie einfach nach.
Das Requiem
Eine Eucharistiefeier, in der ganz bewusst des Verstorbenen, der Verstorbenen gedacht und für ihn, für sie, gebetet wird, wird seit alter Zeit „Requiem“ genannt. Das Wort stammt aus dem ersten Wort des „Introitus“, des Eingangsverses der Messfeier: „Requiem aeternam dona eis, Domine“ („Ewige Ruhe schenke ihnen, o Herr“).
Als Christen wissen wir uns auch über den Tod hinaus mit jenen verbunden, die uns hier nahe waren. Bei der Feier der Eucharistie, die bereits die „jenseitige Welt“ in den Blick nimmt, drücken wir unsere Hoffnung aus, dass unser Leben von Gott geschenkt ist und zu ihm zurückkehren wird.
Das Requiem wird bei uns, wenn es gewünscht wird, in einem Werktagsgottesdienst gefeiert. Alles, was das Leben der Gemeinde ausmacht, Glück und Leid, Freude und Trauer, darf in der gemeindlichen Eucharistiefeier seinen Platz finden. So wird der Abschiedsschmerz mitgetragen von der Solidargemeinschaft der Gottesdienst feiernden Gemeinde.
Wer über das Requiem hinaus über einen längeren Zeitraum das Gedenken für eine Verstorbene, einen Verstorbenen im Gottesdienst der Gemeinde einrichten möchte, kann sich gerne an das zuständige Pfarramt wenden.
Unsere christliche Hoffnung
Auch wenn Sterben und Tod uns Menschen aufwühlen und Trauer, ja manchmal auch Entsetzen und Ohnmacht auslösen: Wir vertrauen darauf, dass der Tod Übergang in ein neues Leben ist, jenseits von Zeit und Raum und deshalb auch unbegreiflich für uns, die wir an die irdischen Dimensionen gebunden sind. Doch wir alle, ohne Ausnahme, werden diesen Weg gehen. Wohin?
Nur in Bildern können wir uns in unserer Vorstellung dieser anderen Wirklichkeit nähern. Und ein wunderschönes Bild malt dazu das letzte Buch unserer Bibel, das Buch der Offenbarung. Im Blick auf die neue Welt Gottes schreibt Johannes, der „Seher aus Patmos“ von einer Vision, die ihm zuteil wurde:
„Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr. Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat. Da hörte ich eine laute Stimme vom Thron her rufen: Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen : Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen. Er, der auf dem Thron saß, sprach: Seht, ich mache alles neu. Und er sagte: Schreib es auf, denn diese Worte sind zuverlässig und wahr.“ (Offb 21,1-5)